Viele Menschen sind der Meinung, dass die Begriffe „Chef“ und „Führungspersönlichkeit“ synonym verwendbar sind – dabei handelt es sich in Wirklichkeit um zwei sehr unterschiedliche Dinge. Um herauszufinden, welcher der beiden Begriffe auf Sie selbst zutrifft empfehle ich Ihnen, die folgende Frage ehrlich zu beantworten: Empfinden Sie a) die Mitglieder Ihres Teams als eine unangenehme Notwendigkeit, die es hinzunehmen gilt, um die täglichen Arbeitsaktivitäten bewältigen und bestimmte Ziele erreichen zu können? Oder empfinden Sie b) die Teamarbeit an gemeinsamen Zielen und Aufgaben als Prozess, den Sie in vollen Zügen genießen?
Falls Sie sich für a) entschieden haben, sind Sie vermutlich eher als typischer Chef einzuordnen. Falls Sie hingegen b) gewählt haben, sind Sie vermutlich eher eine Führungspersönlichkeit.
Basierend auf meiner Arbeit mit Teams während der vergangenen 25 Jahre – und natürlich basierend auf meinem gesunden Menschenverstand – kann ich Ihnen ganz klar und selbstbewusst sagen, dass die Teams, die die effektivsten und dauerhaftesten Resultate produzieren, diejenigen sind, die von Führungspersönlichkeiten statt von Chefs geleitet werden. Wie aber wird man vom „Chef“ zur „Führungspersönlichkeit“? Hier sind sieben entscheidende Werte und Handlungsweisen, die den Unterschied ausmachen:
1. Lernen Sie, Menschen zu lieben.
Niemand ist in der Lage, ein Team wirklich gut zu führen, wenn er oder sie andere Menschen eigentlich gar nicht ausstehen kann. Menschen sind keine Lakaien; sie sind Individuen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, Charakterzügen und Talenten. Als Führungspersönlichkeit müssen Sie es genießen, Menschen zu helfen und sie bei der persönlichen Weiterentwicklung zu beobachten.
2. Leiten Sie Ihr Team an, statt es zu kontrollieren.
Chefs haben das Bedürfnis, jeden einzelnen Schritt ihrer Team-Mitglieder zu kontrollieren; sie sind im Grunde so etwas wie „Mikro-Manager“. Führungspersönlichkeiten hingegen verfügen über die Gewissheit, dass Ihr Team bemerkenswerte Leistungen vollbringen kann, wenn sie ihm statt ständiger Kontrolle einfach nur die richtige Anleitung und Unterstützung bieten. Sie sorgen für optimale Rahmenbedingungen und Strukturen, um ihr Team zur Durchführung aller notwendigen Arbeitsschritte zu befähigen; auf dem Weg zum Erfolg stehen sie ihm unterstützend zur Seite.
3. Seien Sie anpassungsfähig.
Chefs tendieren dazu, im Hinblick auf die von Ihnen gewünschte Arbeitsweise sehr starr und unnachgiebig zu sein. Führungspersönlichkeiten hingegen begreifen, dass sie ihren eigenen Stil in Bezug auf die Arbeitsdurchführung den Bedürfnissen ihres Teams anpassen müssen. Sie verstehen und schätzen die Individualität jedes Team-Mitglieds, formulieren ihre Erwartungen klar und präzise und passen ihren Führungsstil immer dann an, wenn es sich als notwendig erweist.
4. Delegieren Sie.
Chefs mögen das Gefühl haben, zu delegieren. Da sie jedoch niemanden zutrauen, die Arbeit ebenso gut zu erledigen wie sie sie selbst, geben sie Aufgaben niemals vollständig ab. Führungspersönlichkeiten hingegen delegieren tatsächlich. Sie verteilen Aufgaben und sind anschließend bereit, loszulassen. Dennoch verfolgen sie den anschließenden Arbeitsprozess, um sicherzugehen, dass sich ihre Team-Mitglieder noch auf dem richtigen Weg befinden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
5. Zollen Sie Anerkennung und übernehmen Sie Verantwortung.
Chefs lieben es, Anerkennung für die erfolgreichen Ergebnisse Ihres Teams zu ernten. Zugleich sind sie auch die ersten, die anklagend auf ihr Team zeigen, wenn die angestrebten Ziele einmal nicht erreicht werden. Im Gegensatz dazu wissen Führungspersönlichkeiten ganz genau, dass sie ihren Erfolg den Bemühungen ihres Teams zu verdanken haben. Dementsprechend unterziehen sie ihr Ego einer regelmäßigen, kritischen Betrachtung. Sie heben die Bemühungen und Erfolge ihres Teams hervor, wenn es Erfolg hat, und sie akzeptieren im Falle einer Niederlage ihre persönliche Verantwortung.
6. Praktizieren Sie Risikoakzeptanz.
Chefs vermeiden das Eingehen von Risiken um jeden Preis, weil sie Angst haben, dass Fehler passieren können, die von anderen als solche wahrgenommen und kritisiert werden. Deshalb gehen sie lieber auf Nummer sicher. Führungspersönlichkeiten hingegen wissen, dass Risiken zu den größten Erfolgen führen können. Sie befähigen und ermutigen Ihre Teams, neue Dinge auszuprobieren. So genannte Fehler oder Niederlagen werden von ihnen als Chance wahrgenommen, Verbesserungen vorzunehmen.
7. Motivieren Sie.
Chefs „motivieren“, indem sie Angst und Unsicherheit verbreiten. Im Gegensatz dazu motivieren Führungspersönlichkeiten, indem sie herausfinden, was jedes einzelne Team-Mitglied dazu veranlassen könnte, die bestmögliche Leistung zu erbringen. Und indem Sie wahre Größe von ihrem Team erwarten – sogar dann, wenn die einzelnen Mitglieder diese Größe nicht in sich selbst erkennen. Führungspersönlichkeiten feiern und bejubeln sowohl große als auch kleine Erfolge, weil sie wissen, dass sie selbst die größten Fans ihres Teams sind.
Vom „Chef” zur „Führungspersönlichkeit“ zu werden bedeutet das Durchlaufen eines persönlichen Entwicklungsprozesses, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Die Mühe lohnt sich jedoch in jedem Fall. Wenn Sie sich wie eine Führungspersönlichkeit verhalten, werden die Mitglieder Ihres Teams besonders effektive und dauerhafte Ergebnisse liefern, und ihre Leistung wird auf konstanter Basis hervorragend bleiben. Sie werden engagierter arbeiten und auch in ihrem Privatleben zufriedener sein. Betrachtet man es auf diesem Blickwinkel, so stellt der Wandel vom Chef zur Führungspersönlichkeit einen Akt der Güte und einen Dienst an der Allgemeinheit dar – und auch an Ihnen selbst. Denn wenn Sie sich zur Führungspersönlichkeit entwickeln, werden Sie ihr Leben als sehr viel stressfreier und umso erfüllender empfinden.