Spezialisten aus dem Bereich Social Media sind ein wenig wie Blogger und andere Menschen mit Fachkompetenzen, die von Zuhause aus arbeiten: Sie werden missverstanden, unterschätzt und oft so behandelt, als sei ihr Job nicht real. Wer keinen klassischen 8-Stunden-Job ausübt, vermittelt dem typischen „Anzugträger“ meist unbeabsichtigt den Eindruck, als sitze er in seinem Pyjama zuhause und würde den ganzen Tag auf Facebook herum surfen, Katzenvideos anschauen und Instant Messages an seine Freunde schreiben, die ihn natürlich ignorieren, weil sie ihrerseits einen anstrengenden Job haben.
Diese Auffassung hat mit der Wahrheit rein gar nichts zu tun. Social Media Spezialisten haben, unter anderem in den Bereichen Planung, Beratung und Analyse, zahlreiche Aufgabenfelder abzudecken. Es handelt sich um eine sehr zeitaufwändige Tätigkeit, die ein Fähigkeiten-Repertoire erfordert, das man im Hinblick auf seine Vielfalt mit einem Schweizer Taschenmesser vergleichen könnte. Wenn Sie also jemandem aus dem Social Media Bereich begegnen, dann machen Sie sich bewusst, dass diese Menschen ihren Tag nicht damit verbringen, im Internet herumzuspielen; sie erschaffen etwas, das sich am besten als „Marketing-Magie“ beschreiben lässt.
Es gibt viele Fähigkeiten, für die Social Media Spezialisten sehr geschätzt werden. Auf der anderen Seite existieren jedoch sechs grundlegende Fähigkeiten, die typischerweise nicht bemerkt werden:
1. Schreiben
Ganz egal, ob Sie Twitter, Facebook oder gar Instagram nutzen, die Fähigkeit des Schreibens ist immer entscheidend für den Erfolg Ihrer Marketing-Kampagne. Dabei geht es nicht nur darum, ganze Sätze zu formulieren und die Grammatik richtig anzuwenden, obwohl natürlich auch diese beiden Dinge sehr wichtig sind. Die sozialen Medien stellen Ihnen stets nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung, in der sie Leser anlocken und sie dazu bringen können, Ihren Post zu lesen und im besten Fall anschließend auf Ihre Website zu navigieren. Angesichts der Vielzahl von Unternehmen, die Social Media nutzen, ist der Wettbewerb hart, und es braucht schon einen extrem guten Schreiber, um eine wirklich erfolgreiche Kampagne durchzuführen.
2. SEO
Wenn man einen Post verfasst gilt es nicht nur, die menschlichen Leser zu überzeugen, sondern im selben Schritt auch die „Aufmerksamkeit“ der Suchmaschinen auf sich zu lenken. Es gibt Gründe dafür, dass bestimmte Artikel und Bilder die ersten Plätze bei einer Google-Suchanfrage belegen – und diese liegen in der Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO genannt. Social Media Spezialisten müssen sich ständig damit befassen, welche Wortketten bzw. Strings ihre Posts im Internet besonders populär werden lassen. Es handelt sich um ein kompliziertes Geschäft, weshalb es auch von vielen Menschen nicht sonderlich gut beherrscht wird. Wenn Ihnen also jemand eine Visitenkarte mit der Aufschrift „SEO-Spezialist“ gibt ist dies ein guter Grund, den Hut vor ihm zu ziehen.
3. Fotografie und Grafikdesign
Schreiben stellt nur einen Teilbereich des Prozesses dar, in dessen Verkauf ein fantastischer, häufig angeklickter Post entsteht. Da Menschen vor allem auf visuelle Reize reagieren, werden sie sich von schönen Bildern weit stärker angezogen fühlen als von jedem schriftlichen Tweet auf Nobelpreis-Niveau. Dies bedeutet, dass Social Media Spezialisten häufig auch talentierte Fotografen sein müssen. Und selbst wenn sie nicht wissen, wie man mit einer digitalen Spiegelreflexkamera umgeht, müssen sie in jedem Fall wissen, was Menschen gern sehen möchten. Der Sinn des Menschen für Ästhetik führt in jedem Fall zu einem dringenden Bedarf an Grafikdesign-Fähigkeiten seitens des Social Media Spezialisten, ob dabei nun Canva oder Photoshop zum Einsatz kommt.
4. Analyse
Wenn Sie über einen Business-Account für Twitter oder Facebook verfügen, haben Sie sicherlich schon einmal die Graphen gesehen, die Ihnen etwa einmal pro Woche präsentiert werden und die Ihnen zeigen sollen, wie Ihr Geschäft läuft. Social Media Spezialisten müssen nicht nur wissen, wie man diese Graphen (die Sie vermutlich auf einschläfernde Weise an den Trigonometrie-Unterricht Ihrer Schulzeit erinnert) interpretiert. Sie müssen darüber hinaus in der Lage sein, die verfügbaren Informationen richtig zu analysieren und daraus zu schließen, welche Posts zu welchen Zeiten am beliebtesten waren, wie sich die demografische Verteilung der Leser im Laufe des Tages entwickelt hat, welche Hashtags die meisten Besucher angelockt haben, welche Art von Content am besten ankam und vieles, vieles mehr. Wenn Sie selbst ein kreativer Kopf sind, der zum Social Media Spezialist werden will, sollten Sie unter Umständen erwägen, für diesen Bereich Ihrer künftigen Tätigkeit einen Statistikkurs zu besuchen.
5. Führungsqualitäten
Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht paradox erscheinen mag, dass für einen Job, der häufig allein durchgeführt wird, Führungsqualitäten benötigt werden, sind diese absolut notwendig. Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Social Media verdienen, müssen sich als selbstbewusste, entscheidungsfreudige und dynamische Führungspersönlichkeiten präsentieren. Sie können nicht darauf warten, dass jemand anderes jeden ihrer Posts für gut erachtet oder dass Ihnen jemand den richtigen Zeitpunkt zum Posten Ihres Selfies bei Instagram nennt (wenn Sie es denn für notwendig erachten, Selfies zu posten).
Social Media Spezialisten sind unabhängig und brauchen niemanden, der jeden ihrer Schritte kontrolliert oder ihre Hand hält. Sie sind Führungspersönlichkeiten, die die vollständige Kontrolle über ihre Strategien haben, während sich ihre Auftraggeber entspannt zurücklehnen und beobachten können, wie sie ihre Marketing-Magie wirken.
6. Zeitmanagement
Jeder, der schon einmal Zeit auf Social Media Plattformen verbracht hat – sei es Instagram, Pinterest oder sogar Myspace als „Oldschool-Variante“ – weiß, dass das Öffnen einer solchen Anwendung dem Eintauchen in einen verzweigten Kaninchenbau gleicht. Es ist einfacher, dort völlig das Zeitgefühl zu verlieren, als eins und eins zusammenzurechnen.
Darum ist es entscheidend, dass Social Media Spezialisten ein sorgfältiges Zeitmanagement für jede genutzte Plattform betreiben und dabei sicherstellen, dass sie sich tatsächlich mit dem Erstellen von Inhalten und Werbung für ihre Kunden beschäftigen, statt zwischendurch die Baby-Fotos ihrer Freunde zu liken. Sie müssen Ihre Zeit effizient verwalten und der Versuchung, durch Promi-Tweets zu scrollen, permanent widerstehen – jede einzelne Stunde an jedem einzelnen Tag.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Social Media Spezialisten Social Media nicht wie die meisten anderen Menschen zu ihrem Vergnügen, sondern im Rahmen einer Marketing-Strategie nutzen. Wenn dies nicht nach Spaß klingt liegt das daran, dass es das meist auch nicht ist. Es handelt sich um Arbeit, und nicht um eine Entschuldigung dafür, am Computer herumzuspielen. Es ist an der Zeit, dass diejenigen, die ihren Lebensunterhalt mit Social Media verdienen für die unglaublichen Fähigkeiten, die sie besitzen, wertgeschätzt und respektiert werden.
