Der Schlüssel zum Führungserfolg: Empathie.

Die Art und Weise, wie Meetings durchgeführt werden, verrät eine Menge über den jeweiligen Organisator. Dies beginnt bereits mit dem Einladen der richtigen Leute und der sinnvollen Strukturierung des Ablaufs. Vor allem eines ist jedoch bedeutsam: Zeigt die besagte Person emotionale Intelligenz? Stellt sie Blickkontakt mit den Meeting-Teilnehmern her? Beteiligt sie sich auf konstruktive und positive Weise an Gesprächen, indem sie aufrichtiges Interesse an den geäußerten Meinungen und Vorschlägen zeigt und angemessen darauf eingeht?

Ob im Rahmen von Meetings oder im Kontext der gesamten Unternehmensstruktur: Wenn wir die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten, wirklich verbessern wollen, müssen wir eine entscheidende Schlüsselqualifikation im Bereich der emotionalen Intelligenz weiterentwickeln: die Empathie. Ein Mangel an Empathie führt zu Missverständnissen und mangelndem Vertrauen, was wiederum die Produktivität und die Zufriedenheit verringern kann. Selbst die Machtposition von CEOs kann durch fehlende Empathie ins Wanken geraten.

Empathie oder die Fähigkeit, die Gedanken, Gefühle und Erfahrungen anderer zu erfassen und adäquat damit umzugehen, ist laut Annie McKee, der Autorin des Buchs „Primal Leadership“, die Basis für den Führungserfolg. Sie erklärt diesen Sachverhalt folgendermaßen:

Empathie ist eine Fähigkeit, die es Ihnen ermöglicht, in Menschen wie in einem Buch zu lesen. Dies ist nicht so einfach, wie es zunächst klingen mag. Manchmal wirken die klügsten Gegner wie Unterstützer, obwohl sie rein gar nichts zur Unterstützung beitragen. Im Gegenteil: Sie sind clevere und unauffällig agierende „Ideen-Killer“.

Behutsam „lesende“, empathische Menschen werden Ihnen hingegen dabei helfen, die gravierendsten – oftmals verborgenen – Konflikte innerhalb einer Gruppe zu verstehen. Dazu ein Hinweis: Besagte Konflikte haben in den wenigsten Fällen etwas mit den Themen oder Entscheidungen zu tun, die im Rahmen eines Meetings besprochen oder gefällt werden. Viel wahrscheinlicher drehen sie sich um zwischenmenschliche Beziehungen; beispielsweise geht es darum, wer auf wen Einfluss nehmen darf. Es geht um Machtverhältnisse zwischen der Führungsetage und den übrigen Mitarbeitern, zwischen neu hinzukommenden und langjährigen Angestellten, zwischen Männern und Frauen oder zwischen Angehörigen unterschiedlicher Ethnien.

Empathie ermöglicht es Ihnen, solche Machtkämpfe zu „sehen“ und sie zu managen. Viele von uns würden gern glauben, dass diese Art von Machtkämpfen – und „Büro-Politik“ im Allgemeinen – unbedeutend und nur jenen Machiavellisten vorbehalten ist, die ohnehin niemand ausstehen kann. Realistisch betrachtet ist das Thema „Macht“ jedoch von essentieller Bedeutung für Gruppen innerhalb der allermeisten Unternehmen. Bei Meetings werden die Machtverhältnisse besonders deutlich. Ihre Dynamik zu beobachten und „lesen“ zu lernen kann Ihnen dabei helfen, Meetings erfolgreicher zu leiten und wird sich auch in allen anderen Bereichen positiv auf Ihren Führungserfolg auswirken.




Empathie macht den Unterschied zwischen einer guten und einer hervorragenden Führungspersönlichkeit aus. Hervorragende Führungskräfte benötigen Empathie, um ihren Mitarbeitern zu zeigen, dass ihnen deren Bedürfnisse und individuelle Weiterentwicklung wichtig sind. Für Unternehmen spielen solche Führungspersönlichkeiten oftmals eine Schlüsselrolle, da sie in der Lage sind, Beziehungen positiv zu beeinflussen und zu stärken. Die empathischsten Führungskräfte sind in der Lage, Anzeichen für Machtmissbrauch frühzeitig zu erkennen und ihn zu unterbinden.

Die Ausbildung der Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Sichtweisen nicht nur auf rationaler, sondern auch auf emotionaler Ebene zu verstehen, beginnt mit einer guten Eigenwahrnehmung. Sofern Sie sich nicht sicher sind, auf welcher Stufe der „Empathie-Skala“ Sie sich selbst einordnen sollen, könnte die Beantwortung folgender Fragen hilfreich sein, die von Lou Solomon, der Autorin von „Say Something Real“, formuliert wurden:

  • Halten Sie auch jene kleinen, unbequemen Versprechen, die in die Bereiche außerhalb des Rampenlichts fallen?
  • Laden Sie andere Menschen ein, ebenfalls ins Rampenlicht zu treten?
  • Isolieren Sie sich während des Entscheidungsprozesses, so dass Sie Entscheidungen letztlich allein treffen?
  • Und spiegeln die von Ihnen getroffenen Entscheidungen das wider, was Sie wirklich wertschätzen?
  • Stehen Sie zu Ihren Fehlern?
  • Sind Sie Zuhause, bei der Arbeit und im Rampenlicht jeweils dieselbe Person?
  • Sagen Sie sich selbst, dass für Menschen wie sie Ausnahmen oder andere Regeln gelten?

Etwas so Komplexes wie Empathie zu operationalisieren kann schwierig sein – vor allem im Hinblick darauf, dass uns häufig von klein auf gesagt wurde, dass wir andere Menschen so behandeln sollen, wie wir selbst behandelt werden möchten. So gut gemeint diese goldene Regel auch sein mag, so enthält sie doch einen Denkfehler: Sie setzt voraus, dass die Wünsche anderer mit unseren eigenen identisch sind. Um jedoch tatsächlich Empathie in Ihr Leben zu bringen, sollten Sie sich stattdessen darauf konzentrieren, Menschen so zu behandeln, wie sie behandelt werden möchten. Indem Sie dies tun, werden Sie ganz nebenbei herausfinden, was diese Menschen im Rahmen einer Beziehung oder Interaktion wertschätzen. Sie finden es heraus, ohne kritische Fragen zu stellen oder ein Urteil zu fällen. Selbstverständlich darf dieser Prozess nicht mit dem Schließen unbefriedigender Kompromisse oder dem Nachgeben unsinniger Forderungen einhergehen.

Um Ihrem Unternehmen mehr Leben und Menschlichkeit einzuhauchen und zugleich Ihre Erfolgschancen drastisch zu steigern, bedarf es Ihrer Präsenz, Ihrer Achtsamkeit und Ihrer Empathie. Sie sollten Menschen dort abholen, wo sie sich befinden, statt automatisch davon auszugehen, dass es sich dabei um denselben Ort handelt, an dem Sie selbst gerade sind.